Eines der prestigeträchtigsten Bauvorhaben der bis 2011 an der Macht stehenden Mitte-links-Regierung wurde fertiggestellt – allerdings gänzlich anders als geplant.
Die in den 70er Jahren eingestellte Bahnverbindung zwischen Manacor und Artà sollte saniert werden, um den Nahverkehr im Osten der Insel wieder auf Schiene zu bringen. Unzählige Eigentümer entlang der Strecke waren bereits enteignet, Bahndämme angelegt und sogar Züge schon angeschafft als die Wirtschaftskrise Spanien traf. Nicht nur dass die Fertigstellung über 100 Millionen gekostet hätte, verschlangen bereits die Planungskosten im Vorfeld 220 Millionen. Für den laufenden Betrieb wären zusätzlich jährlich sieben Millionen nötig gewesen. Geld, das die neue Regierung angesichts der gespannten Finanzlage nicht mehr aufbringen wollte und konnte.
Um doch noch einen Nutzen aus dem geplanten Vorhaben zu ziehen, integrierte die neue Regierung die stillgelegte Bahnstrecke in das Projekt „Via Verdes“. Insgesamt 2000 ehemalige Schienenkilometer stehen auf Mallorca dank diesen Projekts für den sanften Tourismus als Radwege zur Verfügung. Anstatt der ursprünglichen Investitionssumme bedurfte es so nur mehr 5,5 Millionen für die Fertigstellung der rund 30 Kilometer. Obwohl die Strecke mitten durch die Natur und entlang von Ziegenweiden, Oliven- und Zitronengärten führt, pflanzte die Regierung zusätzliches Grün in Form von 6000 Bäumchen.
Bereits im September war der neue Spazier- und Radweg bis auf kleine Details fertig und lockte neugierige Touristen an. Zudem stehen neun Pausen- und Erholungsbereiche zur Verfügung. Einige der alten Bahnhöfe entlang der Strecke wurden im Zuge der Planungsphase ebenfalls renoviert. Im kommenden Jahr, wenn der Radtourismus endgültig in die Gänge kommt, sollen Bars und Restaurants hinzukommen. Allerdings in geordnetem Rahmen und mit Auflagen, damit statt Party- der Umwelttourismus vorangetreiben wird.
Am 23. November fand am Bahnhof in Sant Llorenc die feierliche Eröffnung der Strecke samt Festakt statt.